Während wir oft von Ageismus als einem Problem der älteren Generation sprechen, zeigt der Auszug aus dem neuen Buch von Clara Vuileemin und Peter Lau (Brand Eins Books) ein genaueres Muster: Tatsächlich wird jede Altersgruppe systematisch diskriminiert – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied in den Auswirkungen.

Gekürzt aus dem Buch: Betrachten wir die Lebensspanne:

Mit 15 werden unsere Fähigkeiten zur Selbsteinschätzung grundsätzlich angezweifelt: „Du bist noch ein Kind!“ Mit 25 gilt unsere Ausbildung als unzureichend: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“ Mit 35 spaltet sich die Diskriminierung nach Geschlecht:

  • Männer sollen gleichzeitig Karriere und Familie stemmen
  • Frauen werden vor eine künstliche „Entweder-Oder“-Entscheidung gestellt

Mit 45 verstärkt sich diese geschlechtsspezifische Diskriminierung weiter:

  • Frauen gelten als „schwierig“ (Menopause)
  • Männer stehen unter maximalem Karrieredruck

Mit 55, im Zenit der Erfahrung und Kompetenz, setzt sich eine paradoxe Abwertung durch: „Kriegen Sie das noch hin?“

Mit 65 folgt der oft unfreiwillige Ruhestand – selbst bei voller Leistungsfähigkeit und Arbeitswillen.

Das Bemerkenswerte an dieser Systematik: Während jüngere Menschen zwar auch diskriminiert werden („Youngism“), haben sie die Chance, aus diesen Zuschreibungen „herauszuwachsen“.

Die Diskriminierung Älterer hingegen ist eine Einbahnstraße – ein Stigma, das sich mit jedem weiteren Lebensjahr verstärkt.

Diese Erkenntnis ist besonders relevant für unsere alternde Gesellschaft: Während die demografische Entwicklung die Bedeutung erfahrener Fachkräfte stetig erhöht, bleiben die diskriminierenden Strukturen bestehen. Eine paradoxe Situation, die dringend nach Veränderung verlangt.

Der erste Schritt zur Veränderung ist das Bewusstsein für diese systematische Diskriminierung. Der zweite – und wichtigere – Schritt ist die aktive Gestaltung einer Arbeitswelt, die das Potenzial aller Altersgruppen erkennt und nutzt. Nicht trotz, sondern wegen ihrer unterschiedlichen Lebensphasen und Erfahrungen.


 

Dieser Artikel basiert auf einem Auszug aus dem neuen Buch von Clara Vuillemin und Peter Lau, erschienen bei Brand Eins Books.

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