Die 2-Klassen-Generationen-Gesellschaft am Arbeitsmarkt?!

„Man kann auch nicht gleichzeitig Homeoffice und Stempeluhr verkaufen.“

Erinnern Sie sich an unseren Artikel über Zwitter-Marketing? Wo wir aufgezeigt haben, dass man nicht gleichzeitig TikTok und Telekolleg sprechen kann? Genau dasselbe Phänomen erleben wir am Arbeitsmarkt – nur will es wieder keiner wahrhaben. Zeit, auch hier den Status Quo zu hinterfragen.

Wichtig vorab: Wir wollen hier keine Bewertung abgeben. Keine Arbeitsform ist besser oder schlechter als die andere. Kein Generationenansatz ist richtig oder falsch. Wir beobachten nur, was ist – und fragen, ob das, was wir vorgeben zu wollen, überhaupt funktionieren kann.

Der gleiche Fehler, nur im Büro statt in der Werbung

Wie im Marketing träumen auch HR-Abteilungen vom universellen Ansatz: Ein Arbeitsplatz für alle Generationen. „Diversity & Inclusion“ ist das Mantra, „Multigenerational Workplace“ das Ziel.

Genau wie Zwitter-Marketing scheitert auch der Zwitter-Arbeitsplatz. Warum? Weil wir fünf Generationen in ein Bürokonzept pressen wollen, das für keine wirklich passt.

Klasse 1: Die Youth-Economy (wie die Jugend-Obsession im Marketing)

Ein Blick auf die hippe neue Arbeitswelt:

  • Stellenausschreibungen wie Instagram-Posts formuliert
  • Büros wie WeWork-Spielplätze designed
  • „Agile“ als einzig akzeptable Arbeitsform
  • KPIs statt Berufserfahrung als Karrieretreiber
  • Slack-Emojis als Kommunikationsstandard


Diese Welt ist optimiert für Digital Natives. Nicht besser, nicht schlechter – einfach anders. Sie funktioniert für eine bestimmte Gruppe hervorragend, für andere gar nicht.

Klasse 2: Die Legacy-Arbeitswelt (wie die Alters-Karikatur im Marketing)

Parallel existiert die traditionelle Arbeitswelt:

  • Nine-to-Five im Einzelbüro
  • Meetings mit Tagesordnung und Protokoll
  • Hierarchien und Dienstwege
  • Präsenzkultur und Kernzeiten
  • PowerPoint statt Miro-Boards


Auch diese Welt hat ihre Berechtigung. Sie ist gewachsen, erprobt und für viele Menschen genau das richtige Arbeitsumfeld. Wieder: nicht besser, nicht schlechter – anders.

Das Status-Quo-Problem: Der gleiche Irrglaube wie im Marketing

Ist es vielleicht so: Wir wiederholen am Arbeitsmarkt exakt den gleichen Fehler wie im Marketing. Wir glauben, wir könnten eine Einheitslösung für alle schaffen. Ein Großraumbüro mit Ruhezonen. Flexible Arbeitszeiten mit Kernzeiten. Digitale Tools mit Papier-Backup. HomeOffice mit Präsenzpflicht.

Besteht ein Zwei-Klassen-Arbeitsmarkt?

Hinterfragen wir endlich den Status Quo – ohne zu werten:

Was wir sagen: „In unserem Unternehmen arbeiten alle Generationen Hand in Hand.“ Was wir beobachten: Die Jungen sitzen im Co-Working-Space, die Älteren in Einzelbüros. Man grüßt sich, aber arbeitet aneinander vorbei.

Was wir sagen: „Unser Mentoring-Programm verbindet Jung und Alt.“ Was wir beobachten: Pflichtveranstaltungen, bei denen beide Seiten die Zeit absitzen.

Was wir sagen: „Wir haben eine einheitliche Unternehmenskultur.“ Was wir beobachten: Subkulturen je nach Abteilung und Altersschnitt.

Nichts davon ist verwerflich. Es ist einfach menschlich. Menschen suchen Umgebungen, in denen sie sich wohlfühlen und produktiv sein können.

Der radikale Vorschlag: Mut zur ehrlichen Arbeitsplatz-Differenzierung

Genau wie wir im Marketing für klare Zielgruppentrennung plädiert haben, schlagen wir das auch für den Arbeitsmarkt vor – nicht als Bewertung, sondern als Beobachtung:

Akzeptieren wir doch, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Arbeitsumgebungen brauchen!

Was das bedeuten könnte:

1. Generation-optimierte Arbeitswelten:

  • Start-ups optimiert für Gen Z Arbeitsweisen
  • Traditionsunternehmen optimiert für Boomer-Präferenzen
  • Hybrid-Modelle für die Generationen dazwischen

2. Ehrliche Stellenausschreibungen (wie ehrliche Werbung):

  • „Unser Team ist jung und arbeitet komplett digital“
  • „Wir sind ein Traditionshaus mit bewährten Strukturen“
  • „Wir bieten verschiedene Arbeitsmodelle für verschiedene Bedürfnisse“


3. Vielfalt durch Spezialisierung
:

  • Verschiedene Unternehmenskulturen für verschiedene Menschen
  • Keine erzwungene Einheitskultur
  • Raum für alle Arbeitsweisen

Die Parallele zum Marketing: Authentizität funktioniert

Erinnern Sie sich an L’Oréal’s Age Perfect mit Helen Mirren? Das funktionierte, weil es authentisch für seine Zielgruppe war. Genauso am Arbeitsmarkt:

Beobachtung aus der Praxis:

  • Rocket Internet: Optimiert für junge, digitale Arbeitsweise
  • Hidden Champions im Mittelstand: Optimiert für traditionelle Facharbeit
  • Beide erfolgreich, weil sie zu ihrer jeweiligen Zielgruppe passen


Wir werten nicht, welches Modell „besser“ ist. Wir beobachten nur: Beide funktionieren, weil sie authentisch sind.

Die neutrale These: Passgenauigkeit statt Einheitsbrei

Wie im Marketing gilt auch hier: Die Zukunft gehört nicht den Arbeitgebern, die krampfhaft versuchen, für alle alles zu sein. Sie gehört denen, die ehrlich sagen: „Das ist unsere Arbeitsweise. Sie passt zu manchen Menschen perfekt, zu anderen gar nicht. Und das ist völlig in Ordnung.“

Fazit: Fazit: Zeit für Ehrlichkeit statt Illusionen

Hören wir auf, den gleichen Fehler zu machen wie das Marketing. Hören wir auf, so zu tun, als könnten wir fünf Generationen in einem Bürokonzept gleich glücklich machen.

Die 2-Klassen-Generationen-Gesellschaft am Arbeitsmarkt ist keine Wertung – sie ist eine Beobachtung. Genau wie im Marketing liegt die Lösung nicht im Leugnen dieser Realität, sondern im ehrlichen Umgang damit.

Verschiedene Menschen brauchen verschiedene Arbeitsumgebungen. Das ist keine Diskriminierung, sondern Differenzierung. Es ist keine Ausgrenzung, sondern Spezialisierung. Es ist keine Bewertung, sondern Beobachtung.

Denn was für die Werbung gilt, gilt auch für die Arbeitswelt: Man kann nicht gleichzeitig alle optimal bedienen. Und das ist völlig okay.

The Silverpreneur – Wir beobachten, was ist. Ohne zu werten. Aber mit dem Mut, es auszusprechen.