Der Trend, in Pension zu gehen und dann weiterzuarbeiten, oft als „Bridge Employment“ oder „Unruhestand“ bezeichnet, ist ein starkes Zeichen der Zeit und hat signifikante Auswirkungen auf den Staat und die Gesellschaft.
Diese Entwicklung bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Für den Staat ergibt sich eine potenzielle Doppelbelastung des Sozialsystems, da einerseits Pensionen ausgezahlt werden, andererseits aber möglicherweise Arbeitsplätze oder Selbstständigkeit subventioniert werden.
Dies kann zu einer Verzerrung des Arbeitsmarktes führen, indem Pensionist*innen mit jüngeren Arbeitnehmern konkurrieren und eventuell zu Lohndumping beitragen. Zudem entsteht eine erhöhte steuerliche Komplexität durch die besondere Behandlung von Pension und Zusatzeinkommen.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt diese Entwicklung eine Trendwende an. Er ermöglicht die Nutzung von Erfahrung und Expertise älterer Arbeitnehmer, kann das Pensionssystem durch zusätzliche Beiträge entlasten und fördert aktives Altern sowie gesellschaftliche Teilhabe.
Um diese Situation zu optimieren, werden verschiedene Lösungsansätze diskutiert. Dazu gehören eine Flexibilisierung des Pensionsantritts mit gleitenden Übergängen und Teilzeit-Modellen, Anpassungen der Sozialversicherungssysteme, steuerliche Vereinfachungen, die Förderung altersgerechter Arbeitsplätze und vor allem auch ein breiter gesellschaftlicher Diskurs zur Neubewertung des Konzepts „Ruhestand“.
Diese Entwicklung steht im Kontext größerer Herausforderungen für ältere Arbeitnehmer, insbesondere für Frauen. Viele ältere Menschen fühlen sich am Arbeitsmarkt nicht wertgeschätzt, wobei Frauen zusätzlich durch den Gender Pay Gap und den Gender Pension Gap benachteiligt sind. Finanzielle Belastungen durch Lebensereignisse wie Scheidung oder Alleinerziehung verschärfen die Situation weiter.
Um diese vielfältigen Probleme anzugehen, sind Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen erforderlich: von gesetzlichen Initiativen zur Stärkung der Antidiskriminierung und Lohntransparenz über betriebliche Maßnahmen zur Förderung altersgemischter Teams bis hin zu gesellschaftlichem Wandel zum Abbau von Altersstereotypen. Auch finanzielle Unterstützung, Bildungsförderung und die Verbesserung der Work-Life-Balance spielen eine wichtige Rolle.
Insgesamt erfordert die Bewältigung dieser komplexen Herausforderungen ein gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um ein faires und inklusives Arbeitsumfeld für alle Altersgruppen und Geschlechter zu schaffen.